Nach einer Nacht in Dogubeyazit machen wir uns morgens auf den Weg, um die Grenze in den Iran bei Bazargan zu passieren. Wir haben viel über die umständlichen Prozeduren gehört, der Grenzübertritt soll wohl zwischen 2 und 4 Stunden oder noch länger dauern. Auf den letzte Kilometern vor der Grenze haben wir immer den Ararat im Blick – dieser Berg ist Symbol für die durchaus komplizierten Verhältnisse zwischen Armenien, der Türkei, Aserbaidschan und dem Iran.
Wir treffen an der Grenze ein, ich habe schon mal vorsorglich ein Tuch übergeworfen (wir haben auch schon Geschichten gehört, dass Frauen, die nicht „anständig“ gekleidet waren, sprich mit Kopftuch, langen Ärmel und weiter Kleidung nicht einreisen durften). Kein Stau, dennoch ist alles mehr als unübersichtlich. Wir schnappen uns den ersten Beamten, der zwischen Bussen und LKW verschiedene Papiere kontrolliert. Der schickt uns zurück – wir brauchen den Ausreisestempel der „Polis“.
Mist, zu früh gefreut. Also zurück in das Grenzhäuschen und dort trifft uns erstmal der Schlag. Eine Menschentraube versucht, sich völlig unorganisiert durch zwei mit übermannshohen Gittern eingegrenzte Schleusen zu den Schaltern vorzuzwängen. Es wird lautstark diskutiert, geschimpft, Koffer über die Gitter geworfen. Mehrmals droht eine Schlägerei loszugehen. An sich ja keine gute Idee, sich da mitten rein zu begeben, also suchen wir nach einer Alternative…leider erfolglos, also heißt es Luft anhalten und auf ins Gewühl. Fast eine Stunde brauchen wir bis wir zum Grenzoffizier vorgeschoben wurden – in dem Raum ist es unglaublich heiß, wir stehen dicht an dicht und hoffen inständig, dass hier nichts passiert. Ausgestattet mit dem Ausreise-Stempel wollen wir weiter zu unserem Auto…es gibt aber nur einen Durchgang für Fussgänger. Nicht, dass wir zwar einreisen, aber Flocki im Niemandsland verbleibt. Also trauen wir uns den sehr beschäftigten Beamten um Rat zu fragen…auch nicht so einfach, weil ja hier kaum jemand Englisch spricht. Er schickt uns jedenfalls durch die Menschenmenge zurück (!), zumindest Paul. Ich „darf“ zu Fuß auf die andere Seite. Paul klettert also über die Gitter, weil es sonst ja kein Durchkommen gegen den Strom gibt.
Am rätselhafterweise fast leeren Schalter an der iranischen Einreise treffen wir uns wieder, werden von einer freundlichen Dame in Empfang genommen. Sie checkt unsere Pässe und Visa, stempelt alles ab und übergibt uns ein Papiersackerl mit Prospekten zu den Sehenswürdigkeiten. „Welcome to Iran“. Mittlerweile hat sich auch jemand gefunden, der uns zum Abstempeln unseres Carnet de Passage begleitet. Dieses Dokument soll garantieren, dass wir unser Auto nicht hier verkaufen, sondern auch wieder mit nach Hause nehmen (angeblich würde man hier für unseren uralten Toyota über 10.000 Dollar zahlen?). Dafür mussten wir daheim über den Schweizer Automobilclub (der ÖAMTC stellt keine Carnets mehr aus) eine Garantiesumme hinterlegen, die wir wieder zurück bekommen, wenn wir das Auto nachweislich wieder in Österreich haben.
Auch das klappt schnell und problemlos, jetzt müssen wir noch eine Haftpflichtversicherung abschließen, weil ja die Grüne Versicherungskarte hier nicht gilt. Für 90 EUR (!) kriegen wir eine reine Haftpflichtversicherung für 15 Tage. Unser freundlicher Begleiter – bis zum Schluss ist uns nicht klar, ob er zum Zoll gehört oder einfach so dort Touristen abfängt und ihnen bei dem zugegebenermaßen komplizierten Procedere hilft. Jedenfalls lässt er sich gerne 10 EUR für seine Dienst zahlen winkt uns dafür aber durch ohne, dass irgendwer unser Auto überprüft (und wir haben am Vorabend noch den ganzen Schnaps „vernichtet“).
So und „plötzlich“ sind wir also im Iran, können nix mehr lesen – alles ist in Farsi angeschrieben – und suchen erstmal eine Tankstelle. Für 5 Liter zahlen wir unglaubliche 6 EUR!!!
Auf dem Weg zu unserem heutigen Ziel nehmen wir noch zwei der zahlreichen Unesco-Weltkulturerbestätten mit.
Sowohl Qareh Kalisa als auch St. Stepanos gehören zu armenischen Klosteranlagen im Iran und die frühesten Teile der Kirchen stammen aus dem 7 Jhdt. Beide Kirchen liegen sehr fotogen eingebettet in die einsame, karge Berglandschaft.
Die Nacht verbringen wir in Jolfa, in einem eher einfachen Hotel für 15 EUR die Nacht.