Wir sind schon aufgeregt. Heute wollen wir nach Tunceli…eine Stadt in den Bergen, die schon im an sich von Kurden bewohnten Teil der Türkei liegt.
Zunächst geht es weg vom Meer in die Hügel im Hinterland. Nach einer Weile ändert sich die Landschaft, wir kommen noch höher bis wir schließlich die Paßhöhe auf über 2.000 m erreichen. Die Hügel sind hier deutlich weniger begrünt, leuchten dafür in vielen verschiedenen Rot- und Brauntönen. Auch hier sehen wir – wie bisher fast überall auf der Strecke – intensive Bau-Arbeiten und Erdbewegungen. Offenbar werden Staudämme und Straßen gebaut.
Nach der Passhöhe geht wieder hinunter, wir suchen uns ein ruhiges Plätzchen abseits der Straße für eine kurzen Mittagspause – wir haben ja noch immer die Tomaten, die wir vor drei Tagen am Markt erstanden haben.
Nach der Pause erreichen wir bald bei Erzincan das geschichtsträchtige Tal des Euphrat (Firat Nehri) und biegen dann ein in die Berge. Hier stoßen wir auf die erste schwer bewaffnete, aber sehr freundlich Polizei-Kontrolle – auf den nächsten 50 km werden wir noch weitere zwei Mal angehalten und kontrolliert. Die jungen Soldaten sind bis auf die Zähne bewaffnet, fragen woher wir kommen (Austria, not Australia) und schicken uns freundlich weiter. Die Landschaft zeigt sich hier spektakulär. Der Fluss Pülümür Cayi hat sich eine Schlucht durch die roten schroffen Felsen gebahnt, immer wieder gibt es Plätze, wo die Menschen baden, in kleinen Cafés am Ufer sitzen und die Griller rauchen. Tunceli selbst liegt auf den „Klippen“ über dem Fluss, besser gesagt über den Flüssen – an der Mündung von Munzur und Pülümür – und in der Stadt herrscht reges Treiben. Wir steuern ein Hotel an, das schon vom Tal aus gute Aussicht verspricht. Die Dame an der Rezeption spricht ausgezeichnet Englisch, das Hotel ist aber leider ausgebucht.
Sie ist so nett und empfiehlt uns eine Alternative und ruft auch gleich dort an. Für Flocki gibt´s im engen Gässchen hinter dem Hotel einen Parkplatz. Tunceli wird hautpsächlich von Aleviten bewohnt und ist bekannt für seine liberale Atmosphäre – das bestätigt sich bei unserem abendlichen Spaziergang. Es gibt viele Musik-Cafés am Flussufer, nett beleuchtete Restaurants, Männer und Frauen sitzen gemeinsam im Café und keine einzige Frau ist verschleiert. Zum Abendessen finden wir einen Platz in einem Lokal direkt am Fluss und bestellen Fisch (frisch aus dem Munzur) und irgendwas von der Karte (die Speisekarte gibt´s nur in Türkisch, die Übersetzungs-App ist hier nur bedingt nützlich – also einfach irgendwas bestellen und sich überraschen lassen). Das „irgendwas von der Karte“ sind ganz gute Fleischbällchen mit Blätterteig umwickelt und mit saurem Joghurt.