In der Nacht wachen wir von Blitz, Donner und Regen auf…!! Es ist halb eins. Ein gemeinsamer Blick aus dem Zelt, schnelles Beratschlagen und wir treffen die Entscheidung, dass es sicherer ist, jetzt zusammenzupacken und wieder Richtung Hauptstraße zu fahren. Mit noch mehr Regen verwandelt sich die Piste mit Sicherheit in eine einzige Rutschpartie und das Risiko ist uns zu hoch, dass wir hängen bleiben – und hier können wir ja nicht mal eben den ÖAMTC rufen.
Also raus aus dem kuscheligen Schlafsack, alles schnell zusammengerafft und über die jetzt schon matschige, rutschige Anfahrtspiste, die Geländekanten wieder Richtung Hauptstraße. Uff geschafft. Um die Uhrzeit finden wir hier in der Einöde natürlich kein festes Quartier, das Zelt ist bei heftigem Wind und Gewitter auch nicht wirklich eine optimale Bleibe, also bleiben uns ein paar Stunden im Auto. Mittlerweile regnet es heftig, Blitz und Donner sind beeindruckend nah, hell und laut, wir sind froh dass wir im Auto sitzen – nicht besonders komfortabel aber trocken und sicher. Am Morgen regnet es noch immer leicht, die Wolken hängen tief. Wir suchen uns erstmal Frühstück.
In einem kleinen Cafe kriegen wir ein gutes Omelett und eine große Kanne warmen Tee – das ist doch ein guter Start. Mit Blick auf den Himmel und die Regenwolken, die noch immer im Gebirge festsitzen planen wir unsere Route um. Die ursprüngliche Idee, am Südufer des Issyk-Kul entlang zu fahren und den östlichsten Grenzübergang nach Kasachstan zu nehmen verwerfen wir und entscheiden uns, Richtung Westen zu fahren. Dort scheint das Wetter ein wenig besser. Also machen wir uns auf den Weg nach Bischkek. Zunächst geht es durch einen schönen Canyon beschaulich voran…bis, ja bis uns die Polizei aufhält und ihrem schlechten Ruf gerecht wird. Der äußert unfreundliche Beamte erklärt uns, dass wir ohne Licht unterwegs waren und dass das teuer wird. Er hält uns ein Heftchen unter die Nase in dem angeblich alle Vergehen mit entsprechendem Strafmaß aufgelistet sind – klein geschrieben, kyrillisch und so viel Text, dass das nicht lesbar ist auf die Schnelle. Gleichzeitig mit uns wurde eine russisch-stämmige deutsche Familie aufgehalten, die uns erklärt, dass die kirgisische Polizei „einfach so sei…irgendwas finden die immer“. Wir versuchen noch zu verhandeln, der unfreundliche Beamte bleibt stur, wir müssen also zahlen, bevor die Strafe noch höher wird, grrrr. Bis jetzt meint es Kirgistan nicht besonders gut mit uns.
Kurz vor Bischkek machen wir einen Abstecher zum nächsten Weltkultur-Erbe (wir sammeln auf dieser Reise ganz ordentlich UNESCO-Weltkulturerbe-Besichtigungen – insgesamt gibt es allerdings auch 1.121 deklarierte Stätten) nach Burana und besuchen die Reste einer fast 1.000 Jahre alten Siedlung der Karachniden. Das Minarett ist besonders gut erhalten, wenngleich es mit nunmehr 21 m Höhe weniger als die Hälfte so hoch ist wie ursprünglich (46m). Durch ein Erdbeben ist der obere Teil eingestürzt. Über eine wirklich steile und finstere Treppe können wir auf´s Minarett hinaufkraxeln und haben von oben einen schönen Blick in die abendliche Steppe und auf die erkennbaren Grundrisse der alten Stadt.
Schließlich kommen wir noch in Bischkek an, finden ein sehr nettes Guesthouse im Zentrum, kriegen ein gutes Abendessen (diesmal gehen wir zum Italiener, endlich wieder mal richtige Nudeln, mmhh) und machen noch eine Fahrt mit dem Riesenrad. Das versöhnt uns ein wenig mit dem Tag.