Am Morgen zeigt sich unser Camp nochmal in voller Pracht – noch aus dem Zelt sehen wir über eine weite Hochebene bis zu den schneebedeckten Bergen. Hier leben wohl noch die seltenen Marco-Polo-Schafe, einzelne Bären und Schneeleoparden. Schweren Herzens verlassen wir diesen magischen Platz und steuern Murghab an – die Wolken von gestern haben sich verzogen und so erhaschen wir noch einen Blick auf den majestätischen Muztag Ata, der mit seinen 7.456 m direkt von der chinesischen Grenze herleuchtet.

Auf dem Weg schauen wir noch bei einem kleinen Meteorkrater vor bei und arbeiten uns durch das Aksu-Tal vor bis Murghab.
Der Ort liegt im unwirtlichsten Teil des Landes mit extremer Kälte und Trockenheit. Die Jahresdurchschnittstemperatur in der ehemals höchstgelegenen Stadt der Sowjetunion liegt bei -3°C. Der Ort wirkt auch bei Sonnenschein trostlos.

Wir finden eine Tankstelle. Aus großen Fässern wird händisch mit einem Trichter Benzin in die Autos gefüllt. Der Bazar besteht aus einer Reihe von Containern, wo viele geschlossen sind und an manchen wenige Waren erstanden werden können. Wir kaufen ein bisschen frisches Gemüse und Wasser und verlassen diesen seltsamen Ort. An ein paar verfallenen Friedhöfen vorbei geht es zum höchsten Punkt unserer Reise. Über den Akhbaital-Pass fahren wir auf 4.655 m zwischen schneebedeckten Bergen hindurch.

Direkt am Pass treffen wir auf Motorradfahrer aus den Niederlanden (wir werden ihnen am Abend in Karakul wieder begegnen). Am Fusse des Passes nutzen wir eine „Grube“, die eigentlich eine halsbrecherische Rampe ist, um den Unterboden von unseren Flocki zu checken. Ein paar kleine Blessuren hat er von den wilden Straßen davon getragen, aber die wesentlichen Teile sind dicht und halten. Die Straße ist hier wieder asphaltiert (oder so ähnlich), wir kommen ganz gut voran und erreichen Karakul am gleichnamigen See. Eingebettet zwischen schneebedeckten 7.000-ern erstreckt sich der türkisblaue See. Wir sind noch immer auf einer Höhe von fast 4.000 m – in Österreich würden wir am Großglockner sitzen.
Für die Nacht suchen wir uns eine Unterkunft in einem Guest-House, machen ein „kleines Service“ beim Auto (Schrauben nachziehen, Dachträger adjustieren…) und plaudern noch ein wenig mit den holländischen Bikern, die mittlerweile auch am See angekommen sind. Der See ist wunderschön, aber der kalte Wind bläst, es gibt jede Menge Gelsen – so ganz richtige Badestimmung kommt nicht auf.