Wir räumen noch ein wenig auf – leider ist es auch hier gang und gäbe, dass Müll einfach liegen gelassen wird – wir sammeln Plastiksackerln, Flaschen, Verpackungen ein. Einem kleinen, alten Mann, der schon morgens zum Fischen kommt schenken wir unsere halbe Melone und er ist so gerührt, dass er sich überschwänglich bedankt und noch lange nachwinkt.
So machen wir auf den Weg aus dem Tal und steuern den nächsten Gebirgsee im Fan-Gebirge an. Wieder biegen wir von der „guten“ Straße ab und rumpeln auf staubiger Piste berauf. Zuerst geht es noch vorbei an alten russischen Industrie-Ruinen, es folgen ein paar Dörfer und schließlich windet sich die Straße in einem beeindruckenden Canyon mit bunten Lehmhängen nach oben. Nach 24 km und etwa einer Stunde Fahrzeit erreichen wir den See Iskander-Kul, der einbettet zwischen 4.000 und 5.000-er Gipfeln liegt. Wir fahren noch ein Stückchen am Seeufer entlang, vorbei an einer Sommerresidenz des Präsidenten (am schönsten Platz hat sich der Präsident auf einem riesiegen Areal einen kleinen Sommerpalast mit Hubschrauberlandeplatz hergebaut, mmh). Nach einer kleinen Jausenpause machen wir noch einen Abstecher zum etwas höher gelegenen Moron-See und zum „Fan-Niagara-Wasserfall“. Von einer wirklich „russischen“ Plattform (ein paar zusammengeschweißte Eisenstangen, die mit Felsbrocken beschwert werden) hat man einen schönen Blick auf den Wasserfall. Der Fluss Iskander-Darya stürzt hier mit beeindruckenden Wassermassen etwa 20 m in die Tiefe.
Bald müssen wir aber weiter, wir wollen noch ein paar Kilometer machen und uns einen guten Platz für die Nacht suchen. Im Abendlicht haben wir noch einmal besonders schöne Blicke auf das enge Tal. Auch hier finden gerade Arbeiten statt – eine nigelnagelneue Stromleitung mit riesigen Strommasten wird gerade verlegt – wir haben also Glück und konnten das Tal noch ohne Strommasten erleben.
Wieder auf der Hauptroute wartet bald das nächste „Highlight“ auf uns. Wir müssen durch den berüchtigen „Anzob-Tunnel“, der auf etwa 2.500 m Seehöhe durch das das Hisor-Gebirge führt. Der Tunnel wurde lange Zeit als „Tunnel des Todes“ bezeichnet, weil er in so miserbalem Zustand war, dass es immer wieder zu tödlichen Zwischenfällen kam. Offenbar gab es neben der mit Schlaglöchern übersäten Fahrbahn ständig Probleme mit beträchtlichem Wassereintritt, was neben mangelnder Beleuchtung und Belüftung (Kohlenmonoxid!) immer wieder zu schwerwiegenden Zwischenfällen geführt hat. Mittlerweile ist der tunnel saniert – wir würden zwar noch lange nicht von einem modernen Tunnel sprechen, aber die Fahrbahn ist in Ordnung und es gibt teilweise Licht, belüftet ist er allerdings immer noch nicht.
Neben und auf der Straße wird intensiver Kohle-Abbau sichtbar. In teils schwindelerregender Höhe fahren schwere LKws im Hang auf und ab, alte russische Arbeitersiedlungen säumen den Weg und immer wieder überholen wir uralte LKWs, die schwer mit Kohle beladen durch den Tunnel wollen.
Auf der anderen Seite des Tunnels wird bald merkbar, dass wir uns der Hauptstadt Duschanbe nähern. Auch die kleinen Seitentäler sind dicht besiedelt – an den schönsten Flecken haben sich wohl die betuchten Duschanbiner ihre Wochenende-Domizile gebaut und vormals frei zugängliche Plätze sind nun mit hohen Mauern umgeben. Kurzum, wir finden keinen geeigneten Platz zum Zelten und landen im erstbesten Gästehaus (mittlerweile ist es schon dunkel).