Heute wollen wir Teheran erkunden. Unser Hotel liegt praktischerweise in der Nähe einer U-Bahn-Station, die wir nach ein bisschen Suche auch finden. Nach etwa 25 Minuten Fahrt im angenehm gekühlten Zug (Paul freut sich, dass er auf den Zügen tatsächlich Liebherr-Klima-Anlagen erspäht!) sind wir mitten im Zentrum beim Basar. Was für ein Getümmel! Dieser Basar ist nicht so schön, wie der in Tabriz, aber noch viel, viel größer. Das Gassengewirr ist fast wie eine Stadt in der Stadt – es gibt eigene Bezirke für die verschiedenen Warengruppen, eine schöne Moschee (die nicht nur zum Gebet, sondern einfach zum Ausruhen genutzt wird…die Menschen liegen auf den Teppichen, schlafen, plaudern…), immer wieder beschauliche Innenhöfe mit Springbrunnen und kleine Teehäuser. Auch hier werden wir immer wieder angesprochen, eingeladen und herzlich willkommen geheißen. Wir sehen auch weit und breit keine anderen Touristen. Zu Mittag stärken wir uns mit traditionellem Hühner-Kebap in einem Restaurant, das uns (wieder mal) ein freundlicher Passant empfohlen hat.
Dann ziehen wir weiter zum berühmten Golestan-Palast (das nächste UNESCO-Weltkultur-Erbe). Der weitläufige Komplex aus verschiedenen prunkvollen Gebäuden liegt in einer schönen Gartenanlage und diente sämtlichen Königen der Qadscharen-Ära als Amts- und Wohnsitz. Die Innenräume sind opulent mit Spiegelmosaiken, riesigen Lustern und natürlich den schönsten Teppichen ausgestattet – wir sind beeindruckt von der Pracht.
Bei einer kleinen Pause im Park spricht uns (bzw. Paul) ein junger Reporter an. Er möchte mit Paul ein TV-Interview zum Thema Sport machen, na dann. Also wird noch schnell die Kamera und das Mikro justiert und dann gibt´s Fragen in Farsi und englisch, Paul antwortet in Englisch und der junge Mann übersetzt wieder. Er möchte ganz genau wissen, wieviel Sport Paul wann macht, welchen Sport und wie unser Bundespräsident heißt. Nach dem Interview erzählt er, dass im Iran so viel über Politik gesprochen wird, dass es in diesem Format ganz bewußt, um etwas anderes gehen soll. Und außerdem sollten die Iraner und Iranerinnen zum Sport animiert werden (O-Ton: Iranians are very lazy people). Nach diesem Fernseh-Erfolg stromern wir noch ein wenig durch die Gassen und machen uns dann noch auf zur Tabiat-Brücke. Eine neue, moderne Fußgänger-Brücke (entworfen von einer jungen Iranischen Architektin), die über den tosenden Verkehr eines Stadt-Highways zwei große Parks verbindet und die sich zu einem veritablen Ausflugsziel der Teheraner entwickelt hat (es wird gerade zum Sonnenuntergang auf Teufel-komm-raus fotografiert).
Auf dem Weg dorthin kommen wir noch am „Museum der Heiligen Verteidigung“ (sic!) vorbei. Ein monumentales Zeugnis zum Golfkrieg zwischen Iran und Irak. Auf über 21 Hektar sind jede Menge Kriegsgeräte ausgestellt, die Originale zerschossener Autos der „Märtyrer“ und riesige Raketen – eingebettet in einen schönen Park..schon nur der Außenbereich hat eine bedrückende Atmosphäre und lässt uns nachdenklich weiterziehen.
Eigentlich wollten wir auch noch den Fernseh-Turm besuchen – die Hitze in der Stadt, der Smog und die riesigen Entfernungen haben uns ordentlich zu schaffen gemacht – fahren aber zurück in unser Hotel und beschließen, am nächsten Tag weiterzufahren, gerne wiederzukommen, aber nicht im Sommer.