Wir ziehen früh los und fahren von Jolfa nach Osten durch das Aras-Tal. Die Straße führt direkt am Fluss Aras entlang, der die Grenze bildet zwischen Iran und der der azerbaidschanischen Enklave Nakhichevan im Staatsgebiet von Armenien, Azerbaidschan und der Autonomen Republik Berg-Karabach. Auch hier scheint es für uns schwer nachvollziehbar, wie sich jahrhundertelange Konflikte um diesen trockenen, gebirgigen Flecken halten. Noch heute stehen am Nordufer Wachtürme mit Soldaten und ein durchgängiger Zaun. Verlassene Dörfer und eine still gelegte Bahnlinie zeugen von turbulenten Zeiten.

Kommt man als Besucher zieht einen vor allem die grandiose Bergkulisse in den Bann. Nach jeder Kurve eröffnen sich neue spektakuläre Ausblicke auf die roten Felsen, den tosenden blauen Fluss und das wenige Grün an den Ufern. Am Weg liegt auch ein schöner Wasserfall in einer kleinen Schlucht. Das kühle Nass bietet ein wenig Erfrischung, es ist schon am Vormittag drückend heiß. Über eine einsame Bergstraße erreichen wir schließlich den Parkplatz für eine „kleine“ Wanderung. Wir wollen die Ruine des Qal`eh Babak erobern. Die Festung stammt aus dem 9. Jahrhundert und liegt in atemberaubender Lage auf einem Felsen über der Schlucht. Zunächst geht es vorbei an den allgegenwärtigen Picknickplätzen durch den kühlen Wald, bald steil und sandig bergauf (es ist übrigens noch immer richtig heiß), einmal nehmen wir die falsche Abzweigung und müssen ziemlich steil und fast am Hosenboden wieder runter (Tom – im Eierbären-Modus, wir haben an dich gedacht :-)). Die letzten Höhenmeter gehen noch steil bergan bis wir endlich ganz ober auf den Resten der beeindruckenden Ruine den Blick genießen können. Nur wenige Menschen finden den anstrengenden Weg hierher – für die wenigen die wir dort treffen sind wir als Touristen wohl eine Besonderheit. Alle wollen Fotos mit uns machen, versuchen ein paar Brocken Englisch zu sprechen und immer wieder hören wir „Welcome to Iran“.
Für den Weg runter brauchen wir nicht mal halb so lange und unten angekommen geht das Foto-Posing weiter…es gibt jetzt einige Familienfotos mit uns in völlig verschwitzter Montur.
Wir entscheiden, dass wir heute nicht mehr weiter fahren, sondern uns im Tal in Kaleybar einquartieren. Wieder müssen wir ein wenig suchen (auch Hotels sind nicht immer in lateinischer Schrift angeschrieben), finden aber eine nette Bleibe – der Hausherr spricht ausgezeichnet Deutsch und erzählt und seine persönliche tragische Geschichte. Er hat in der Revolution alles verloren, wurde enteignet, ins Gefängnis geworfen, konnte seine deutsche Frau nicht mehr sehen, durfte über 20 Jahre nicht ausreisen…das lässt uns sehr nachdenklich zurück.